Zugänglichkeit & Moral
#osr #d&d #Nordmark Kampagne
In den letzten Tagen und auch schon früher kam es immer wieder zu ausführlichen Diskussionen über die moralische Vertretbarkeit der Handlungen unserer Charaktere. Besonders bemerkenswert ist dabei, dass wir uns nie auf ein einheitliches System zur moralischen Bewertung geeinigt haben. Ich möchte zu dieser Debatte nun auch meinen Beitrag leisten.
Priorität der Spielzugänglichkeit
Die Zugänglichkeit des Spiels hat für mich Priorität.
Unter „Spiel“ verstehe ich hier unsere regelmäßigen Zusammenkünfte beim Sonntagsspiel in Nordmark/Stonehell, die primär durch Dungeon-Crawling, Teamarbeit und taktische Planung geprägt sein sollten. Zugänglichkeit bedeutet in diesem Kontext, dass jeder teilnehmen kann, unabhängig von Alter, sozialer Herkunft oder Bildungsniveau.
Die Herausforderung moralischer Fragen
Ein Spiel wird unzugänglich, wenn es von den Spielern verlangt, sich mit moralischen Fragestellungen auseinanderzusetzen, die ähnlich komplex sind wie jene in der realen Welt. Einfacher und damit zugänglicher wird es hingegen, wenn das Spiel entweder keine moralischen Fragen stellt oder eine klare Unterteilung in Gut und Böse ermöglicht.
Auswirkungen auf die Spielgruppen
Die Einbeziehung moralischer Fragen beeinflusst die Spielgruppen. Solche Diskussionen können die Gruppenkohäsion und das Engagement der Spieler durch eine gemeinsame Wertebildung stärken. Andererseits besteht die Gefahr, dass solche Diskussionen für manche Spieler eine Zugänglichkeitsbarriere darstellen, besonders wenn sie eine einfache und unbeschwerte Spielerfahrung suchen. Außerdem können sie zu internen Konflikten führen, was die Harmonie innerhalb der Gruppe belastet.
Moralische Fragen und Diskussionen in der Nordmark und der tieferen Kampagne
Je geschlossener und persönlicher die Spielgruppen werden, desto mehr Raum könnte theoretisch für moralische Fragestellungen entstehen. Ich schätze tiefe moralische Auseinandersetzungen sehr und bin offen für solche Diskussionen. Hey, ich liebe es, wenn Menschen tiefgreifende moralische Zweifel austragen und man darüber sprechen kann. I’m all for it and I’m full of it! Dann können wir uns auch mal Gedanken darüber machen, ob ein Charakter aus dem 17. Jahrhundert nicht auch eine Weltanschauung aus dem 17. Jahrhundert vertreten sollte.
Dennoch sehe ich für unser Sonntagsspiel wenig Bedarf, komplexe moralische und ethische Grundsätze zu integrieren. Hier sollte der Fokus auf Zusammenarbeit, taktischem Vorgehen und auf die klar definierten Erfolgsparameter liegen: 1. Am Leben bleiben, 2. Erfahrungspunkte/Schätze sammeln. Alleine dadurch entstehen Situationen, die kompliziert genug sind, damit sich Gruppen stundenlang in Diskussionen vertiefen können, ohne dass wir Grundsätze der Philosophie und Ethik heranziehen müssen.
Mein praktischer Ansatz
Wenn ihr mit moralischen Zweifeln kämpft, bedenkt: Ihr müsst nicht zwangsläufig die “Guten” sein, um gut zu spielen. Aktionen, die eure Charaktere stärken, können als “gut” betrachtet werden. Die moralische Bewertung von Handlungen kann sich daher an ihrer Vorteilhaftigkeit orientieren. Für tiefergehende moralische Überlegungen können wir eine separate Diskussionsgruppe “Are we the Baddies?” gründen, um in einem geschützten Rahmen zu diskutieren.
Ressourcen für weiterführende Diskussionen
Für alle, die an einer tieferen Auseinandersetzung mit dem Thema interessiert sind, teile ich gerne einige Ressourcen:
- Kapitel “D&D and Chauvinism” aus dem Buch “Muster — A primer for War”
- Video über “Gesinnung”: All About Alignment
- Video über “Böse Rassen”: Should Your RPG Have Innately Evil Races?
Ich lade euch herzlich zu weiteren Diskussionen ein und freue mich über den Austausch von weiteren Links, Artikeln und Perspektiven zum Thema.